Eine ganze Menge. Was genau erklärt Susanne Günzerodt vom TÜV Nord.
Eine ganze Menge. Was genau erklärt Susanne Günzerodt vom TÜV Nord.
Unsere mit Perlit verfüllten Ziegel können wir klimaneutral nennen. Aber wie funktioniert das, wenn der Produktionsprozess noch Restmengen CO2 ausstößt? Der Weg zum TÜV-Prüfzeichen für unsere klimaneutralen Ziegel wird streng kontrolliert. Dafür erfassen wir die Quellen und die Mengen aller Treibhausgase während des gesamten Produktionsprozesses. Die Auditoren des TÜV Nord überprüfen diese Angaben direkt vor Ort in unserem Werk. Auch die Kompensation der Treibhausgase durch unsere Unterstützung von Klimaschutzprojekten wird von den Prüfern in den internationalen Datenbanken abgeglichen. Welche Kontrollen bis zur Erteilung des Prüfzeichens sonst noch erforderlich sind, erklärt Susanne Günzerodt vom TÜV Nord im Interview.
In letzter Zeit erreichen uns verstärkt Anfragen für die Überprüfung von Treibhausgasbilanzen, von Unternehmen oder Produkten inklusive der Verifizierung von Klimaneutralität. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist spürbar bei den Unternehmen angekommen.
Viele Geschäfts- und Produktionsaktivitäten setzen direkt oder indirekt Treibhausgase frei. Diese Treibhausgase können gemessen und berechnet werden. Klimaneutral bedeutet, dass die Emissionen gemindert oder kompensiert werden. Dies geschieht durch die Stilllegung oder Löschung von Emissionsminderungszertifikaten aus offiziell anerkannten Klimaschutzprojekten wie beispielsweise der Aufforstung.
Das Unternehmen erstellt eine Treibhausbilanz mit allen relevanten Emissionsquellen. Das bedeutet beispielsweise, dass ein Produkt inklusive der Erzeugung und Anlieferung aller Einsatzstoffe, aller Emissionsquellen am Produktionsstandort bis zum Werksausgang des Produktionsbetriebs betrachtet wird. Das Unternehmen stellt alle Informationen zur Verfügung, der TÜV überprüft dann die Berechnungslogik und die Emissionsfaktoren. Ganz einfaches Beispiel: Das Unternehmen setzt einen LKW ein, von dem jeder Liter Diesel CO2 verursacht. Wir prüfen im ersten Schritt, ob die Berechnung des CO2-Verbrauchs aus diesem Diesel richtig ist. Im Anschluss findet ein Vorort-Audit statt, bei dem wir objektive Nachweise für alle Emissionsquellen prüfen. Bleiben wir bei dem Beispiel: Wieviel Liter Diesel wurden durch diesen LKW im betrachteten Zeitraum verbraucht? Zur Prüfung ziehen wir nun also die Tankbelege heran und prüfen dann die Gesamtmenge des eingesetzten Diesels. Im Anschluss an das Audit erhält das Unternehmen einen Kurzbericht mit allen noch offenen Punkten, die korrigiert werden müssen.
Wenn alle Punkte zu unserer Zufriedenheit und in Übereinstimmung mit dem Standard gelöst sind, steht die Gesamtsumme der Emissionen fest. Das Unternehmen kompensiert durch Stilllegung oder Löschung von Emissionsminderungszertifikaten diese Emissionen. Nach erfolgreicher Prüfung erhalten die Unternehmen von uns einen Bericht, ein Zertifikat und ein Prüfzeichen. Üblicherweise gilt das für ein Jahr bis zur nächsten Treibhausgasbilanz.
Für die Prüfung von Klimaneutralität ist eine transparente und vollständige Erhebung der Daten zu allen relevanten Emissionsquellen wichtig. Alle Angaben sollten durch objektive Nachweise wie Rechnungen oder Messergebnisse nachverfolgbar sein. Nachhaltigkeit ist ein übergreifendes Konzept, das nicht nur in einer Abteilung, sondern unternehmensweit relevant sein sollte.
Mein Wunsch ist es, dass noch mehr Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen mehr Verantwortung übernehmen sollten und die Möglichkeiten erkennen, die jeder Einzelne hat. Das Thema Klimaschutz wird auch in turbulenten Zeiten Bestand haben, da der Klimawandel einfach zu große Auswirkungen auf uns alle hat.